Darf man jeden Hund scheren?

Der Frühling steht vor der Tür und damit wieder die Frage: Darf ich meinen Hund scheren, oder nicht?! Im Sommer treffen wir dann immer wieder auf Hundebesitzer, die Ihren Hund abscheren lassen, damit „er nicht so schwitzt“ oder „weil er sich dann wohler fühlt“. Tun unsere Hunde das wirklich? Erfahre die Wahrheit in diesem Beitrag...
Husky liegt auf dem Boden neben seiner Unterwolle, die als Hund geformt ist.

Überblick

Nein. Hunde schwitzen nicht über die Haut – das hat sich langsam “rumgesprochen” und darf somit auch kein Argument mehr sein jeden Hund runter zu scheren.

Fühlt sich ein Hund wirklich wohler? 

Dies wird vermutlich immer eine emotionale Beobachtung des Hundebesitzers bleiben.

Ich will mich bei diesem Beitrag auf Fakten beschränken.

Hund scheren ja oder nein? Die Fakten.

Beim FCI gibt es 361 eingetragene Hunderassen.

Schätzungen gehen weltweit von über 800 Rassen aus. Je nach ihrem ursprünglichen „Einsatzgebiet“ wurde bei den Hunden ein entsprechendes Fell-/Haarkleid gefördert bzw. gezüchtet.

Dies führte zu verschiedenen Felltypen beim Hund.

Man unterscheidet, vereinfacht, zwischen folgenden Felltypen beim Hund:

  1. Rau- bzw. Drahthaar (drahtigesDeckhaar, Unterwolle)
  2. Stock-/Glatthaar (Deckhaar, Unterwolle)
  3. Einfaches Haar ohne Unterwolle
  4. doppeltes Fell – doublecoat mit Unterwolle

1. Rau- bzw. Drahthaar (drahtiges Deckhaar, Unterwolle)

Hierzu gehören die meisten Terrierrassen und Schnauzer. Dieser Felltyp sollte, soweit das Fell noch die Struktur aufweist, von Hand getrimmt werden.

Das bedeutet, das „reife“ Deckhaar wird per Hand entfernt damit das neue Haar nachwachsen kann, ggf. ist auch die Unterwolle zu entfernen

2. Stock-/Glatthaar (Deckhaar, Unterwolle)

Hierzu zählen z.B. Labrador, Boxer, Mops…

Die Haltung bzw. die Lebensbedingungen des Hundes entscheiden darüber, ob mehr oder weniger Unterwolle mit einer entsprechenden „Bürste“ entfernt wird. Das Deckhaar bleibt erhalten.

3. Einfaches Haar ohne Unterwolle

Hierzu gehören Rassen wie z.B. Havaneser, Pudel, Malteser, Yorshire Terrier…

Diese Hunde besitzen ein feines, weiches Fell ohne Unterwolle, das führt dazu, dass die Hunde so gut wie nicht „haaren“. Textur und Haarstärke sind hier gleichbleibend.

4. doppeltes Fell – double coat mit Unterwolle ohne Unterwolle

Hierzu werden Rassen wie z. B. Golden Retriever, Schäferhunde, Australien Shepherd oder auch der Border Collie gezählt.

Bei diesem Felltyp wird die Unterwolle entfernt, das Deckhaar bleibt erhalten!!!

Bei Rassen die unter Punkt 3 eingestuft werden, kann grundsätzlich ohne Probleme mit der Schermaschine gearbeitet werden.

Grundsätzlich bedeutet, dass auch hier selbstverständlich individuell entschieden werden sollte. Dabei gilt unter Anderem zu vermeiden das Fell  des Hundes zu kurz zu scheren. Dies kann nicht nur zu einem Sonnenbrand, sondern auch zu Hautreizungen bis hin zu Allergien führen.

Während Rassen wie Labrador und Mops zum Glück noch weitestgehend vom „Scherwahn“ verschont bleiben, Terrier ganzjährig geschoren statt fachgerecht getrimmt werden, fallen besonders „double Coat“ Rassen wie z.B. Golden Retriever im Sommer der Schermaschine zum Opfer.

Aus diesem Grund rücken wir diesen Felltyp hier in den Fokus und ich erkläre warum dieser Felltyp nicht geschoren werden sollte und was die Konsequenzen dieser nicht fachgerechten „Behandlung“ sein können.

Double-Coat

Double coat bezeichnet das aus Unterwolle und Deckhaar aufgebaute Haarkleid.

Die flaumige Unterwolle dient im Winter vor allem der Wärmeisolierung. Sobald es kälter wird baut sich diese auf und der Hund „verliert“ sie sobald die Temperaturen wieder steigen.

Das Deckhaar schütz das größte Organ der Hunde – die Haut, vor Sonneneinstrahlung sowie Schmutz und Feuchtigkeit (Regen, Wasser) wird von der Haut des Hundes weggeleitet.

Fachgerechte Pflege des double coat:

Bei einer artgerechten Fellpflege wird die lose Unterwolle mit einem Coat King „herausgeholt“, das Deckhaar bleibt hierbei erhalten.

Dadurch wird der Vorgang des „Haares“ beschleunigt – der natürliche „Fellwechsel“ des Hundes wird unterstützt wodurch der Hund schneller von der Unterwolle bereit wird. Worüber sich nicht nur der Staubsauger freuen darf.

Wurde der Hund von der Unterwolle befreit bekommt die Haut wieder Luft und das Fell lässt sich dadurch wieder leichter kämmen.

Fahrlässige Pflege durch Scheren dieser Hunde:

Scheren

Durch das Scheren erreicht man das genaue Gegenteil. Das Fell wird nur abgeschoren – gekürzt, die Unterwolle ist immer noch auf dem Hund erhalten. Dadurch kann die Luft nicht zirkulieren, dies wiederum führt dazu, dass die Hunde sich überhitzen können.

Langfristig richtet das Scheren aber noch weitaus größere Schäden an.

Von einer Veränderung bei der Wachstumsphase, der Fellfarbe bis hin zur dauerhaften Zerstörung der Fellstruktur können beim Hund nachhaltige Probleme auftreten.

Hierbei stellt gerade die Veränderung der Fellstruktur ein großes Problem dar.

Inwieweit stellt die Veränderung der Fellstruktur ein Problem dar?

Ein ordentlich gepflegtes, gesundes Fell hat schützende Funktionen!

Es ist genetisch konstruiert die Wärme des Hundes zu regulieren. Sowohl kühlend wenn es warm ist (Sommer), als auch wärmend wenn es kälter ist (Winter).

Ausserdem schützt das Deckhaar vor Nässe, es trocknet schneller und ist Schmutzabweisend.

Hunde wie z.B. Golden Retriever, die geschoren wurden, und viel ins Wasser gehen – sind prädestiniert nicht nur für diverse Hautprobleme, sondern auch für den Typischen „es riecht nach Hund – Duft“. Die nur schlecht bzw. langsam trocknende Unterwolle ist ein Paradies für diverse Bakterien.

Paradoxon: das Fell des Hundes ist zwar kürzer – trocknet aber deswegen nicht schneller!

Mögliche Folgen einer falschen Hundepflege

Langsamer und/oder kompletter Verlust des Deckhaares mit „wuchern“ der Unterwolle!

Durch Abscheren des Deckhaares verändert sich die Struktur dahingehend, dass sich das schützende Haar zurückbildet und die Unterwolle zunimmt.

Durch mehr Unterwolle – mangelnde Durchlüftung des Fell

Im Sommer prallen die Sonnenstrahlen nicht mehr vom schützenden Deckhaar ab. Die Unterwolle schluckt die Sonnenstrahlen, dadurch wird die Hitze praktisch eingefangen und führt so zu einer Überhitzung oder zu Hotspots beim Hund. Des Weitern kann die mangelnde Durchlüftung die Entstehung von Ekzemen begünstigen.

Fell trocknet sehr schlecht und Hund beginnt zu stinken.

Bei Regen und Nässe wird die Feuchtigkeit nicht mehr vom Körper abgeleitet sondern von der Unterwolle (jetzt ohne Schutz) wie ein Schwamm aufgenommen. Es dürfte klar sein, dass dies zu Erkältungen beim Hund führen kann.

Keine Schmutzabweisende Wirkung mehr.

Der Schmutz wird nicht mehr durch das Deckhaar abgewiesen sondern von der flauschigen Unterwolle aufgenommen. Kommt hier jetzt noch dazu, dass der Hund nicht ausreichend gebadet wird, sind Entzündungen/Hautprobleme leider vorprogrammiert.

Verfilzungen werden zukünftig begünstigt.

Es ist die flauschige, dünne Unterwolle die verfilzt. Nimmt diese zu, können dadurch auch Verfilzungen zunehmen.

post clipping alopecia syndrom

Das bedeutet, dass die Haare nach dem Scheren nicht mehr nachwachsen. Dies muss nicht dauerhaft sein, es kann zu spontanen Heilungen kommen. (Ich kann auf dieses russische Roulette gerne verzichten!) Besonders betroffen davon sind Pomeranian.

Das Fell wird stumpf.

Das Argument soll hier nicht aus „kosmetischen“ Gründen sein, es geht um die Gesundheit unserer Hunde.

Wir, das Team vom dog grooming Salon in Rum, sehen uns als „Fellpfleger“ die sich für eine professionelle Gesunderhaltung des Hundefells einsetzen.

Aus diesem Grund lehnen wir eine Radikalschur bei double coat Felltypen ab, da dies dem Fell, der Haut und damit der Gesundheit des Hundes dauerhaften Schaden zufügt.

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